Wer kein Bier wie jedes andere möchte, braut einfach selbst

Mit einigen wenigen Utensilien, etwas Wissen und ganz viel Neugier lässt sich der Gerstensaft auch zu Hause herstellen

Wer bei 35 Grad Außentemperatur noch einen Gasbrenner anschmeißt, muss einen besonderen Grund dafür haben. Grillen könnte das sein. Oder eben auch: eigenes Bier brauen. Wir stehen im Garten von Konstantin Mascher in Reichelsheim und schauen fasziniert zu, wie durch Schläuche, Töpfe und andere Behälter ein Saft läuft, der sich zu guter Letzt als Bier entpuppt. Was unten rauskommt ist natürlich noch nicht fertig. Ein paar Wochen muss die sogenannte Würze noch gären. Dann allerdings lässt sich ein Ergebnis genießen, das durchaus Überraschendes bereithalten kann.

„Das macht für mich gerade den Reiz des Selberbrauens aus“, sagt Mascher. Denn die Beschaffenheit der Zutaten und die Wahl der Temperatur entscheidet nicht nur darüber, ob es ein herbes Pils, ein würziges Ale oder ein süffiges Weizen sein soll. „Auch die gleiche Biersorte schmeckt – anders als bei den großen Brauereien – beim Selberbrauen immer wieder anders“, erläutert der Privat-Brauer. Dabei verwendet auch er selbstverständlich nur die Zutaten, die nach dem berühmten deutschen Reinheitsgebot seit 500 Jahren erlaubt sind: Wasser, Malz, Hopfen und Hefe.

„Priorbräu“ heißt der Gerstensaft aus dem Gersprenztal. Und der Name passt, denn Konstantin Mascher ist tatsächlich Prior, also geistlicher Leiter der Ökumenischen Kommunität „Offensive Junger Christen“ (OJC) in Reichelsheim. Ob das denn nicht manchem komisch anmutet, dass der geistliche Leiter Alkoholika herstellt, wollen wir wissen. „Keineswegs“, lacht Macher und verweist auf die lange Tradition des Bierbrauens in den Klöstern. Außerdem ist für ihn ein verantwortungsvoller Umgang mit Alkohol selbstverständlich.

„Der Anfang war eher zufällig“, erzählt Mascher. Damals war er auf der Suche nach einem besonderen Geschenk und landete bei einem Studenten, der eigenen Gerstensaft herstellte. Das wollte er dann auch einmal selbst ausprobieren. Inzwischen braut Konstantin Macher seit neun Jahren Bier. Alle ein bis zwei Monate setzt er eine neue Maische an, wählt neue Mischungsverhältnisse, dreht an Temperaturschrauben und wartet gespannt auf das Resultat, das sich auch und gerade bei 35 Grad herrlich genießen lässt – dann allerdings gekühlt!