Wie funktioniert eigentlich ein Startup und was versteht man darunter? Schließlich wird mit diesem Begriff nicht jede neue Unternehmensgründung bezeichnet, wie dies oftmals vermutet wird. Für das erfolgreiche Startup braucht es eine frische und unverbrauchte Geschäftsidee, die umsetzbar sein muss und nach Wachstum strebt. Um den recht jungen Begriff und seine Inhalte ihren gründungsfreudigen Kunden deutlich zu machen und mögliche Hürden unbeschadet zu nehmen, hatte die Volksbank Odenwald in Verbindung mit der Raiffeisen-Volksbank Miltenberg am Dienstag, dem 14. Mai, einen versierten Fachmann zu diesem Thema ins voll besetzte Bürgerhaus nach Höchst eingeladen. Mit Daniel Cronin, einem studierten Betriebswirt, gelernten Schauspieler und mehrfachen Startup-Gründer, der im österreichischen Fernsehen eine muntere Wirtschaftssendung moderiert, hatten die Veranstalter somit den Nagel auf den Kopf getroffen und einen Entertainer bester Couleur gefunden.
Lehrreiche Unterhaltung für gründungswillige Kunden – Auszeichnung im Wettbewerb dreier Startups
Volksbank Odenwald und Raiffeisen-Volksbank Miltenberg gelingt es, potenzielle Neugründer zu begeistern

„Wie man etwas macht, an das (k)einer glaubt“, nannte Cronin seinen kurzweiligen Vortrag. Fachlich exzellent und im besten Sinne launig, machte der Mann dem Publikum im vollbesetzten Saal Mut zu Neugründungen, verschwieg dabei aber nicht, dass es oft einen langen Atem braucht und dass man mit der Kultur der Scheiterns umzugehen lernen müsse: „Die schnelle Million ist nur ganz selten drin. Beharrlichkeit zeichnet den echten Gründer aus!“ Hinfallen und immer wieder aufstehen, dies sei der richtige Weg. Dabei helfe oftmals das harte, aber ehrliche Wort von guten Freunden und deren objektive Meinung zur beabsichtigten Umsetzung der Idee. Auch die Einschätzung Fremder sei nicht zu verachten, da diese nicht auf Kuschelkurs mit dem zukünftigen Gründer stünden. Wenn man aber von seinem Unterfangen felsenfest überzeugt sei, also restlos begeistert ist, solle man auf sein Bauchgefühl hören und das Ding durchziehen, auch wenn neun von zehn Startups scheitern. „Doch jedes Mal, wenn ich falle, lerne ich etwas Neues daraus“, sagte Cronin und empfahl seinen begeisterten Zuhörern, nach einem Rückschlag einfach wiederzukommen. Leidenschaft und Herzblut, gepaart mit der Bereitschaft zum Risiko, seien die Triebfeder jeglicher Startups.
Von diesen Eigenschaften erfüllt waren dann auch drei Finalisten aus der Region angetreten, um in der Bewertung der Gäste eventuell als Gewinner zu brillieren. Zuvor hatten die Kandidaten im Rahmen des Projekts „Innovation Hub“ bereits einen Vorentscheid durchlaufen. „Wieviel Prozent Ihres Vermögens würden Sie in diese Ideen investieren?“, fragte Moderator Daniel Cronin das Publikum und nach neun Minuten zugestandener Redezeit zur Erläuterung des Projekts jedem Kandidaten kritisch auf den Zahn fühlte. Bei allen spielte das Smartphone eine herausragende Rolle, mit welchem die Gäste schließlich innerhalb drei Minuten auch über die Platzierungen entscheiden konnten.
Angetreten waren: Ursula Paulus aus Michelstadt-Steinbach mit der Firma AS Media Pro und ihrer App „Odenwald Plus mehr, die allgemein zugängliche Informationen zu Tourismus, Lokalgeschichte und Gastronomie bündelt und somit ein umfangreiches Paket bietet. Die Auswahl bestimmt der Nutzer nach seinen Interessen. Die Video-Journalistin wurde von Dr. Gerd Reifschneider, einem der zahlreichen Mentoren des Projekts „Innovation Hub“, zum dritten Platz, einer VIP-Startup-Tour für zwei Tage im Wert von 2.500 Euro beglückwünscht.
Zu diesen Konditionen darf auch der Zweitplatzierte, Marc Werner aus Dreieich in die Hauptstadt reisen. Seiner Agentur Sabocon ist es mit dem Startup Tap2Call gelungen, in mit einer Klebefläche versehenen Stickern eine intelligente Elektronik einzuarbeiten, die Rufnummern speichern. Somit kann beispielweise der Opa sein Handy an das Bild des Enkels halten, welches die eingearbeitete Rufnummer erkennt und dann selbständig wählt. Dies ist eine große Erleichterung nicht nur für ältere Menschen, sondern auch für solche Leute, die ungern alle Nummern per Hand in ihr digitales Endgerät tippen. Der Preis wurde von Stefan Balles, Vorstand der Raiffeisen-Volksbank Miltenberg, übergeben.
Als Gewinner des Wettbewerbs ging Dominik Seibert aus Eberbach am Neckar hervor, der mit seinen Kollegen die Anwendungssoftware PinVisit entwickelt hat. Diese dient dazu, lokale Anbieter zu stärken. Am jeweiligen Standort erkennt das Smartphone bei Aktivierung der App mögliche touristische Ziele und weiß über Veranstaltungen oder gastronomische Angebote Bescheid. Dazu erlaubt diese App diverse Filtermöglichkeiten. „So lässt sich ein Tag aktuell und abwechslungsreich gestalten. Derzeit sind ungefähr 70 lokale Anbieter hinterlegt. Die Finanzierung konnten wir mit einer Art Crowdfunding regeln“, sagte der Gewinner des ersten Platzes, der bald eine Reise im Wert von 5.000 Euro und für acht Tage in die USA ins Silicon Valley antreten wird. Erste Gratulantin war Vanessa Weber, Geschäftsführerin der Firma Werkzeug Weber aus Aschaffenburg. Sie gehört ebenfalls zum Mentorenkreis des Projekts „Innovation Hub“.
Als Gründungsmitglied des Gründungszentrums Odenwald e. V. unterstützen die beiden Banken den so genannten Innovation Hub, also jene hochkarätige Plattform zum Austausch zwischen erfahrenen Experten und frischen Denkern, die aus ihren Ideen mehr machen wollen. Dies stärkt die Region, denn der wirtschaftliche und digitale Wandel braucht neue Anreize. Somit kommen die Volksbank Odenwald und die Raiffeisen-Volksbank Miltenberg ihrer selbst definierten Verantwortung nach und arbeiten am Mehrwert für die gesamte Region. Zur Info: Zwischen Oktober 2018 und März 2019 fanden bereits neun Innovation Hubs statt, wobei sich die drei aktuellen Teilnehmer qualifiziert haben. Wie beurteilt Ralf Magerkurth, Vorstand der Volksbank Odenwald, die Veranstaltung? „Das war auf der ganzen Linie eine spannende, lehrreiche und dazu bühnenreife Sache. Ich kann mir vorstellen, dass dies nicht der letzte Event dieser Art gewesen ist.“