Beim Stichwort „Wochenmarkt“ geht der eine oder die andere vielleicht gedanklich in längst vergangene Zeiten zurück. Zeiten, in denen Bauern und Handwerker ihre (oft heimischen) Produkte auf dem Marktplatz der Stadt anboten und die Bevölkerung sich dort mit allem Lebenswichtigen versorgen konnte. Heute wird im Supermarkt, beim Discounter oder im Internet das gekauft, was oft von weither angeliefert wurde. Haltbar und vor allem günstig müssen die Produkte sein. Und das Einkaufen selbst muss schnell und effektiv erledigt werden. Vor diesem Hintergrund erscheinen Wochenmärkte dann wie ein überkommenes Relikt der Vergangenheit. Doch weit gefehlt. Nicht nur, dass es auch in unserer Region einige Wochenmärkte gibt, die sich über die Zeiten behauptet haben. Es entstehen sogar neue. Beispielsweise in Reinheim. Dort gibt es seit genau einem Jahr einen regelmäßig stattfindenden Markt. Und wer sich an einem Donnerstagnachmittag auf den Rathausplatz begibt, stellt mit Erstaunen fest: da ist richtig was los. Etwa zehn verschiedene Stände gibt es, an denen Händler Lebensmittel oder Textilien anbieten und persönlich beraten. Und gerade dieser persönliche Kontakt scheint vielen zu gefallen. Hier muss das Einkaufen nicht schnell gehen. Die Kunden nehmen sich Zeit zum Schauen, zum Probieren und für das eine oder andere Schwätzchen.
„Das macht auch den besonderen Reiz eines Wochenmarkts aus“, meint Uwe Lorey, der im Namen der Deutschen Marktgilde die Organisation des Marktes in Reinheim übernommen hat. „Einkaufen ist hier kein notwendiges Übel, sondern lustvolles Erleben.“ Und da das Angebot vielseitig ist, gilt das sogar generationenübergreifend. Die Sitzplätze am Weinstand in der Mitte des Platzes sind immer gut besetzt. Der Markt ist ein kommunikativer Treffpunkt aller Generationen. Somit hat sich der Wunsch der Stadtverantwortlichen in Reinheim erfüllt. Bürgermeister Karl Hartmann und den Gremien der Stadt ging es nämlich darum, die Innenstadt zu beleben. Und dafür war die Einrichtung eines Wochenmarkts offensichtlich das richtige Mittel. Obwohl auch noch Platz für weitere Anbieter wäre, ist das Angebot vor allem an frischen Lebensmitteln auch so beeindruckend. Mit Obst und Gemüse aus eigenem Anbau, einer großen Käseauswahl mit Bioprodukten, Fleisch und Wurst, Brot und Backwaren sowie Fisch sind die Wochenmarkt-Grundsortimente abgedeckt. Und dass die Produkte und deren Präsentation auch gleichbleibende Standards erfüllen, wird überwacht. Helmut Grocholl ist als Marktleiter immer vor Ort und achtet akribisch darauf, dass alles seine Ordnung hat. „Nur wenn die Qualität stimmt, kann ein Wochenmarkt langfristig erfolgreich sein“, ist sich Geschäftsführer Lorey von der Deutschen Marktgilde sicher.